Am 26. November 2015 fand der fünfte Galvanotreff im Gründer- und Technologiezentrum Solingen statt. Ausgerichtet wurde das Treffen mit 63 Gästen durch das Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V. und das Institut für Galvano- und Oberflächentechnik Solingen GmbH & Co. KG (IGOS). Neben den Themen, die REACH betreffen, standen aber auch Themen wie die Legionellen Gefahr und ihre Vermeidung in Verdunstungsanlagen auf der Agenda. Besonders spannend wurde es aber bei den Beiträgen zu Industrie 4.0 und der additiven Fertigung im Bereich der Oberflächentechnik. Auf dem Galvanotreff wurde der Hype um diese Themen auf das konkrete „Hier und Jetzt“ heruntergebrochen. „Was geht tatsächlich und wo lohnt es sich“ war das Motto der lebendigen Diskussion. Gerade bei der additiven Fertigung, unter die auch der 3D Druck fällt, gab es dann doch eine Überraschung.
Der Berliner Gründer der LimeMaker UG, Christian Hartung, reiste extra für den Galvanotreff mit dem Flugzeug an. Der Hersteller von Schmuck und Modeartikeln im Luxussegment brachte einen 3D gedruckten Kopf eines Gehstockes mit und suchte nach einer Lösung, diese Artikel in kleiner Stückzahl hochwertig zu Metallisieren. Die Teilnehmergruppe konnte hier sehr gut weiterhelfen, wobei die Diskussion gerade um die kleinen Stückzahlen und den damit verbundenen hohen Preis die effiziente und günstige Fertigung des gedruckten Teils wieder aufhob. In jedem Fall war es auch wichtig zu sehen, wie offensiv heute „Netzwerken“ geht. Und der Gründer hat an einer Stelle klar gemacht: „Ich suche Lösungen von Menschen, die vorwärts gehen möchten. Wer das nicht will, muss das nicht, aber der wird auch nicht weiter wahrgenommen“ so Hartung. Die durchaus selbstbewusste Haltung sollten jedoch zumindest alle Beteiligten zum Nachdenken anregen.
Am gleichen Tag des Galvanotreffs war unser Verein an einem Workshop beteiligt, der unter dem Motto „Let’s talk about Industrie 4.0 – Wirtschaft im Wandel“ bei der Fachhochschule Dortmund stattfand. Thomas Heenen vertrat den Verein um gemeinsam das fast allgegenwärtige Thema Industrie 4.0 anhand von praxisnahen Beispielen greifbar zu machen und zu diskutieren. Ein Workshop bezog sich dabei speziell auf die Oberflächentechnik und ihre Sicht auf Industrie 4.0. Laut den referierenden Experten Frau Prof. Appel (FH Dortmund) und Herr Paschke (Fraunhofer IST) sind die auffälligsten „neuen“ Entwicklungstrends weitere Rationalisierung durch noch mehr Automatisierung sowie die Digitalisierung zur Individualisierung von Produkten.
Thomas Heenen, der als dritter Experte für das Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V. vor Ort referierte, verwies hingegen darauf, dass offenbar die größte Herausforderung für die Unternehmen die Geschwindigkeit des Technologiefortschritts darstellt. „Unternehmer, die mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung mit der additiven Fertigung haben, trauen keiner Prognose mehr, die weiter als zwei Jahre vorausgreift.“ so Heenen weiter. Neue Geschäftsmodelle wittert hier noch niemand. Der Hype um den 3D Druck, dem in Zukunft eine immer größere Bedeutung in der Fertigung beigemessen wird, lässt die Oberflächentechnik weitestgehend kalt. Bewährte Beschichtungsverfahren könnten auch auf die „gedruckten“ Teile angewendet werden. Revolutionäre Umstrukturierungsprozesse sind in den Betrieben ebenfalls auf Grund der langen Lebensdauer und hohen Kosten der Maschinen kaum vorstellbar.
Diesen Umständen begegnet man am besten gemeinsam, indem man sich mit Fachleuten aus den Branchen der generativen Fertigung – und im Besonderen auch aus den Vor- und nachgelagerten Fachrichtungen systematisch austauscht. So lässt sich ein „Schmoren im eigenen Saft“ verhindern.
Download der Folien: D_Chrom III_Praktisch DGO 2015 Legionellen und die Folgen für Galvanikbetriebe sowie die Folien des 3D Drucker Netzwerkes (42 MB über Dropbox) (Sollten Sie kein Dropboxkonto haben, klicken Sie bitte nach Aufruf einfach unter dem Anmeldefenster auf „Nein danke. Weiter zur Ansicht“)