Am 05.03.2021 trafen sich die Mitglieder des Kompetenznetzwerks für Oberflächentechnik e.V. und weitere Unternehmen produzierender Gewerke digital über Zoom. Dabei berichtete ChristianEls, Geschäftsführer der sentin GmbH, über die Möglichkeiten und Grenzen des maschinellen Sehens sowie der KI-Dateninterpretation – auch mit Blick auf die Oberflächentechnik. Im Laufe des Inputs wurden auch Beispiele aus Medizin und Lebensmittelindustrie thematisiert. Herr Els führte die Teilnehmer in seinem Vortrag zunächst einmal in das weite Feld der Qualitätskontrolle mit Hilfe von KI ein und erklärte welche Vorteile dieser Ansatz gegenüber klassisch regelbasierten Automatisierungslösungen in der Oberflächenqualitätsprüfung hat.
Regelbasierte Qualitätskontrollen seien dabei oftmals nicht robust genug, um sich an veränderte Bedingungen anpassen zu können. Ändert sich zum Beispiel im Tagesverlauf die Belichtung im Betrieb, geraten regelbasierte Prüfsysteme schnell an Ihre Grenzen und müssen aufwendig angepasst werden. Jede neue Veränderung an der jeweiligen Anlage ist so mit aufwendigen Nachjustierungen und damit auch Kosten verbunden.
Im Gegensatz dazu seien KI-Systeme lernfähig und sind dadurch robuster gegen derartige Veränderungen. Dazu kommen Aufgaben, die sich schlicht weg nicht mit regelbasierten Prüfsystemen umsetzen lassen. Herr Els zeigte den Teilnehmern an einer Prüfanlage für Nussschokolade, wie KI auch bei komplexen Produkten zur Qualitätskontrolle eingesetzt werden könne. Ein regelbasiertes System wäre in so einem Fall nicht möglich. Und auch der Mensch sei für derartige Prüfprozess oftmals nicht die beste Wahl, da der Mensch schlichtweg nicht derart lange konzentriert bleiben kann. „In Asien habe ich schon Anlagen gesehen, an denen alle 15 Minuten der Mitarbeiter ausgetauscht wurde, um eine vernünftige Qualitätskontrolle sicherstellen zu können“ so Herr Els. Das sei ebenfalls mit sehr hohen Kosten verbunden und sei dennoch weitaus fehleranfälliger als gut implementierte KI- Systeme.
Gerade für diese komplexeren Prüfprozesse sei KI bestens geeignet. Allerdings dürfe man bei KI-Systemen keinen Projektverlauf wie bei klassisch regelbasierten Systemen erwarten. Zum einen sei es nötig im Vorfeld eine solide Datengrundlage zu schaffen mit derer das KI- System auf den jeweiligen Anwendungsfall trainiert werden könne und zum anderen wäre der Lernprozess eines solchen Systems theoretisch niemals abgeschlossen und würde mit der Zeit immer besser werden. Durch die große Expertise von sentin könne dieser anfängliche Lernprozess allerdings deutlich beschleunigt werden. Herr Els betont, dass trotz riesigen Potentials bislang nur knapp 15% der KI-Projekte den Weg in die Serienproduktion finden würden. Daher sei es an der Zeit sei diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Els konnten die Teilnehmer noch weitere Fragen stellen und die Thematik diskutieren. Gerade im Bereich der Ressourceneffizienz sei es sehr wichtig für viele Unternehmen den Auswurf der Qualitätskontrolle zu minimieren. Auch die genauere Klassifizierung von Fehlern könne in Kooperation mit Zulieferunternehmen die gesamte Wertschöpfungskette ressourcenschonender gestalten.
Wir bedanken uns im Namen des Kompetenznetzwerks für Oberflächentechnik e.V. bei Herrn Els von sentin für diesen interessanten Vortrag, sowie allen Teilnehmern für Ihre Diskussionsbeiträge.