„Mit 33 Besucher*innen war das eine gut besuchte Praxiszeit“ , sagt Dr. Katharina Kölsch, Vorstandsmitglied des Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V. „Es war schön, dass auch viele uns unbekannte Gesichter dabei waren“, fügt Kölsch hinzu. Das ist für unseren Verein eine wichtige Größe, da wir Interesse an den Themen wecken konnten.
Bei dieser Praxiszeit standen Themen rund um Innovation und um die Zukunft im Fokus der Beiträge und Vorträge. In seiner Begrüßung erzählte Achim Gilfert, Geschäftsführer unseres Vereins, eine Anekdote, die mit Zukunft zu tun hat. Dabei ging es nicht um strategische Ausrichtungen in Unternehmen, sondern um die eigenen Kinder. „Wenn meine Tochter Anna, die jetzt 6 Jahre alt ist, das durchschnittliche Lebensalter von Frauen in Deutschland erreicht, dann feiert sie das Jahr 2100“. Mit diesem kurzen Satz wurde uns mehrere Dinge bewusst. Wie weit versuchen wir mit unseren Themen in die Zukunft zu schauen? Wir können wahrscheinlich nicht über die Lebensspanne eines Menschen eine Vorstellung der eigenen betrieblichen Zukunft erzeugen, sondern müssen uns auf einen zeitlichen Abschnitt begrenzen.
Ein weiterer Punkt, der mit diesem Gedanken einhergeht, war die Frage, was wir unseren Kindern überlassen wollen – mit Blick auf Bildung, Arbeit, Nachhaltigkeit, Technologie oder auch Lebensperspektive. Das sind spannende Fragen, auf die unsere Netzwerkmanagerin und Moderatorin, Maria Echavarria, in der jeweiligen Diskussion nach den Vorträgen einging.
Die freigegebenen Folien und Beiträge werden im Nachgang zur Verfügung gestellt. Darin sind die Details und auch die Kontaktinformationen der Vortragenden enthalten. Daher berichtet die Nachlese an dieser Stelle nur rudimentär über die Inhalte der Beiträge.
Der erste Beitrag, Netzwerke der Zukunft, wurde von unseren Vorständinnen, Dr. Katharina Kölsch (Carl Aug. Picard GmbH) und Dr. Katharina Gensowski (OTH Oberflächentechnik Hagen GmbH & Co. KG.) vorgetragen. Hierbei ging es um Eckpunkte, die Netzwerke und Gemeinschaften mit Blick auf die Zukunft im Auge haben sollten. Auch die Entwicklung unseres eigenen Vereins und seiner Eigenschaften, worauf wir in Zukunft im Besonderen achten wollen und wodurch wir uns auszeichnen wollen, war Teil des Vortrags. „Gemeinsam tun, was allein nicht geht“ und daraus abgeleitet: „Wo die Großen fusionieren, sollten die Kleineren und Kleinen kooperieren“: so fasste Frau Dr. Gensowski die Ausführungen in einer Kernaussage zusammen.
Der zweite Beitrag beschäftigte sich mit dem Maschinenbau und den Veränderungen der Anforderungen bei Sondermaschinen. Berenice Böhner und Ersin Cantürk von der Firma MKW GmbH Digital Automation zeigen anhand praktischer Bilder die unterschiedlichen Herausforderungen auf. Neben den technologischen Veränderungen standen auch Nachhaltigkeit und die Wiederverwendung von Maschinenkomponenten im Vordergrund. Auch Zertifikate und Qualitätsformalien nehmen offenkundig immer mehr Raum ein. Zuletzt erläuterten die beiden Referent*innen den Stellenwert von Automation im Blick auf den Mangel an Arbeitskräften. Daher lässt sich sagen, dass Automation ein wichtiger Teil von Personalprozessen sein kann, um auf die demografischen und auch vielleicht bildungsproblematischen Aspekte zu reagieren.
Dr.-Ing. Ralf Polzin vom Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH (TIME) erläuterte im anschließenden Beitrag, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz beim Schweißen und bei Schweißprozessen. Dabei ging es weitgehend um die Aspekte der Qualitätssicherung und die Bewertung von Schweißergebnissen, aber auch um die Ableitung entsprechender Parameter für verschiedene Schweißverfahren. Auch bei diesen technisch sehr anspruchsvollen Ausführungen wurde deutlich, dass Bildungs- und Weiterbildungsprozesse einen hohen Stellenwert haben.
Nach einer ersten Pause kam Prof. Dr. Peter Vieregge vom Forschungsinstitut für Regional- und Wissensmanagement gGmbH an die Reihe. Mit dem Thema „Daten-Roboter – schlauer als die Konkurrenz“ strapazierte er bewusst die Gehirne der Teilnehmenden. „Welche Frage haben Sie überhaupt?“ oder „Wie sollten Sie etwas finden, das interessant für Sie ist, von dem Sie aber nicht wissen, dass es existiert?“ so die Einleitung in den Vortrag. Prof. Vieregge erläuterte die logische Verknüpfung von Fragestellungen und Gedanken, die zu mehr Informationen und vor allem auch wirtschaftlich relevantem Input führen. Dies lässt sich auf technologische Schwerpunkte, Patente oder aber auch im Personalwesen übertragen, was das spannende daran ist. Mit wenig Aufwand lässt sich ein hoher Grad an Informiertheit erreichen.
Im Anschluss an Prof. Vieregge berichtete Robin Hühne von der NRW.Energy4Climate GmbH über die Prozesswärme als Katalysator für eine klimaneutrale Industrie. Deutschland ist für 23,9 % der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich, wobei 6,9 % auf Nordrhein-Westfalen entfallen. Rund 50 % des industriellen Endenergieverbrauchs in Deutschland im Jahr 2022 stammten aus NRW. Als Industrieland strebt Deutschland an, bis 2045 klimaneutral zu werden, was eine Bündelung aller Kräfte über alle Sektoren hinweg erfordert. Derzeit werden etwa 72 % der industriellen Prozesswärme durch fossile Energieträger bereitgestellt. Daher ist die Defossilisierung der Prozesswärmeerzeugung zur Reduzierung von CO2-Emissionen ein zentrales Ziel. Herr Hühne stellte verschiedene Schritte und Strategien zur Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz in Unternehmen vor. Außerdem wurden drei praktische Beispiele zur Nutzung von Wasserstoff für Prozesswärme präsentiert. Dies führte zu einer lebhaften Diskussion mit dem Publikum über die wirtschaftliche Machbarkeit solcher Ansätze und die derzeit verfügbare Wasserstoffinfrastruktur des Landes.
Nach einer zweiten Pause ging es um das Spannungsfeld in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zwischen System und Betrieb. Michael Becker, Leiter des Technischen Berufskollegs Solingen und Vorsitzender des Heisinger Kreis NRW e. V., erklärte anschaulich und praktisch die Zusammenhänge zwischen betrieblichen Anforderungen an Berufsschulen und Bildungsinstitutionen sowie den Anforderungen der Politik und den Finanzierungsformen der beruflichen Bildung. Den Ausführungen von Herr Becker folgend wurde schnell sichtbar, dass es sich hier um komplexe Interessenlagen zwischen verschiedenen Beteiligten handelt: den Betrieben, den Schulträgern, den Finanzierern der Schulen über Landesmittel und den Bedarfen und Anforderungen der Schüler*innen in der beruflichen Ausbildung. Als Lösung können Kompetenzorientierte Formate, wie das 4 K Modell des Lernens, dienen, bei denen es weniger um Inhaltslernen als um Kompetenzentwicklung geht.
Der Beitrag von Herrn Becker wurde durch den Vortrag von Prof. Dr. Erich Behrendt vom Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke ergänzt. Unter dem Titel „Quo Vadis Berufsbildung? Zukunftssichere Kompetenzentwicklung in KMU mit und gegen künstliche Intelligenz“ griff Herr Behrend die Impulse von Herrn Becker auf. Er beleuchtete die Geschichte der beruflichen Bildung und setzte die Entwicklungen und Veränderungen der letzten 30 Jahre in Bezug zu den methodischen und didaktischen Anforderungen der heutigen Zeit. Ein umfangreiches und komplexes Thema, das für viele Diskussionen, insbesondere im Hinblick auf Künstliche Intelligenz, sorgte.
Zusammenfassend war es eine lehrreiche und praxisorientierte Praxiszeit, die unsere Anforderungen an eine praktische Veranstaltung erfüllte. Übrigens: Für Vereinsmitglieder sind eine Praxiszeit und andere Veranstaltungen immer kostenfrei. Daher kommen wir gerne bei Ihnen vorbei und erläutern Ihnen weitere Vorteile und Mehrwerte einer Mitgliedschaft. Ganz getreu unserem Motto des ersten Beitrags: „Gemeinsam tun, was allein nicht geht“.
Weitere Infos und einen Termin erhalten Sie bei Maria Echavarria, , unter der Rufnummer: 01573 0744408.