Nachlese der Praxiszeit Metallisieren - Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V.

Nachlese der Praxiszeit Metallisieren

„Das war MEGA. So viel Praxis habe ich gar nicht erwartet. Spitze“ – so die Rückmeldung eines Teilnehmers der Praxiszeit Metallisieren, die das Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V. am 13.3.2019 im Henrichs in Hattingen ausgerichtet hat. „Das freut mich besonders, weil es genau darum geht. Unsere Mitglieder und alle Gäste sind die Experten – hier geht es um die Sache und den Austausch“ sagt Achim Gilfert, der Geschäftsführer des Kompetenznetzwerkes.

Nach einer kurzen Begrüßung und einer kleinen Vorführung, was man mit dem vereinseigenen „Surface Monitoring“ im Bereich der Patentdaten so alles anstellen kann, ging es auch schon los.

Frau Pankow von der Gerhardi Kunststofftechnik GmbH aus Lüdenscheid berichtete aus der Welt des Zusammenspiels von Konstruktion und Oberflächentechnik unter dem Titel – Der lange Weg vom Styling zur Herstellbarkeit. Der lebendige Vortrag ließ sich in der folgenden Diskussion in Teilen auch auf die Lacktechnik übertragen. Fragen, beispielsweise in wie weit Know How vor Auftragszusage herausgegeben wird, wurden besprochen.

Im Anschluss erläuterte Dr. Schäfer von MacDermid Enthone aus Langenfeld, dass sich Chrom zwar auf der Oberfläche befindet, das Know How dafür aber in den Schichten darunter liegt. Die Komplexität des Schichtsystems ist schon eine große Herausforderung. Anhand von eindeutigen Folien wurde erklärt, die sich durch eine Analyse des Schichtsystems zuverlässige und sichere Prozesse gestalten lassen. In der anschließenden Diskussion ging es auch um die Frage, warum mikroporige Systeme anderen Systemen vorgezogen werden.

Nach kurzer Verschnaufpause trat Herr Tomaszewski von ZINQ in Gelsenkirchen vor die Teilnehmer und berichtete über MicroZinq als innovative Beschichtungsmethode. Das Verfahren kann für größere Fahrwerksteile angewendet werden und auf den präsentierten Bildern konnte man überall verrostete Teile an einem Fahrwerk erkennen – nur das Teil mit der MicroZinq Beschichtung sah aus „wie eine 1“. Die Freude eines jeden Konstrukteurs. Der Referent erklärte aber auch, dass andere Verfahren natürlich ihre Berechtigung haben und hier und da auch günstiger sind. Außerdem ist die Einführung neuer Beschichtungsverfahren beispielsweise in den Automobilbau aufgrund dort herrschender, teils schwerfälliger Strukturen, ein langwieriger Prozess. Da gilt es dranzubleiben – auch mal 4 Jahre lang – so Herr Tomaszewski.

Herr Schütte von der HSO Herbert Schmidt GmbH & Co. KG begann seinen Part mit einem klaren Bekenntnis, eine Lanze für die Nickelbschichtungen in seinem Vortrag zu brechen. Am Beispiel von großen Bauteilen, wie beispielsweise Stahlkugeln als Schaltelemente von Kugelhähnen (mehrere Tonnen schwer) oder auch Beschichtungen in Castorbehältern erläuterte Herr Schütte die großen Vorteile von Nickelbeschichtungen. Immer wieder wurde hier die Duktilität genannt. Das bedeutet, dass selbst bei größten Belastungen (Schlag/Stoß/Biegung) die Beschichtung keinen Schaden nimmt und seine Aufgabe zuverlässig erfüllt. Ebenso wurde der Ruf von Nickel thematisiert, der nach Meinung des Referenten auf schlechte und billige Qualitäten beispielsweise bei Duschköpfen zurückgeht – wie auch auf die Diskussion gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch den Stoff. Hieraus ergab sich noch der Hinweis, in Asien nicht mit offenem Mund zu duschen, da dort viele dieser mangelhaften Beschichtungen Anwendung finden.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Herr Feld, vom Feldlabor in Lüdenscheid sorgte an diesem Tag für einen weiten Blick über den Tellerrand, von dem viele Teilnehmer gar nicht annahmen, dass es auch die Oberflächentechnik betrifft. Hierbei geht es um die Novelle der 42. Bundes Immission Schutzverordnung – der sogenannten „Legionellen-Verordnung“. Diese betrifft alle Betriebe, die zum Beispiel Verdunstungskühlanlagen oder andere benutzen und mikrobakterielles Risikopotential in die Umgebungsluft abgeben. Hier geht es um die Gefahrenvermeidung der Bevölkerung (kurioserweise nicht der betrieblichen Mitarbeiter, die nicht unter diese Verordnung fallen) bei Legionellen. Das Ganze wurde durch den damaligen Vorgang der Brauerei in Warstein ausgelöst. Herr Feld berichtete über die Pflichten, die zu erledigen sind und die Zusammenhänge in der Praxis. Dabei ging es beispielsweise um Probenentnahmen, deren Abläufen und die anschließende Auswertung. Im Übrigen ist unser Mitglied Michael Feld öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Überprüfung von Verdunstungskühlanlagen und steht jederzeit für Fragen bereit.

Abschließend hielt Dr. Prinz von MacDermid Enthone seinen Vortrag „Leiterplatten – Die Rolle der Galvanotechnik in der globalen Informationstechnik“. Der Impuls kann ruhig als „Grand Finale“ der Praxiszeit gelten. Neben dem anschaulichen PowerPoint Vortrag hat Herr Prinz viele Musterteile mitgebracht. Gemäß den einzelnen Prozessschritten zur Herstellung von Leiterplatten wurde deutlich, wie viel Galvanotechnik – und vor allem wie filigran und durchdacht Galvanotechnik zum Einsatz kommt. Mehrere Schichten übereinander, versehen mit innen galvanisierten Bohrungen, die teilweise innerhalb verschiedener Schichten liegen…knapp gesagt es war schon technologisch wahnsinnig das zu erleben.

     

Insbesondere drei junge Studenten, die an der Praxiszeit kostenfrei teilnehmen durften, kannten beispielsweise Röhren nicht mehr. Nicht selten resultiert aus einer Praxiszeit ein anschließendes Praktikum oder eine Festanstellung.

Ebenfalls haben zwei Teilnehmer eines Solinger Schneidwarenbetriebes eine konkrete Lösung für eine Problemstellung gesucht und Anregung erhalten. Wir sind uns sicher, dass im Nachgang die Kontaktdaten ausgetauscht wurden um gemeinsam weiter über Lösungen zu sprechen.

Nach einem Applaus, der für alle Referenten und Referentinnen galt, ging es ans gemeinsame Abendessen. Fast alle sind geblieben.

Damit wurde auch diese Praxiszeit ihrem Ruf gerecht. Aus dem Betrieb für den Betrieb – von Experte zu Experte. Die Technikbegeisterung in ein wesentliches, verbindendes Element in unserem Kompetenznetzwerk.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Vortragenden und freuen uns schon auf die nächste Praxiszeit. Um uns kennen zu lernen haben Sie auf unseren Frühschichten immer die Möglichkeit. Das nächste Mal am 4. April in der Zeit von 8.30 Uhr bis 10 Uhr in Siegen, gemeinsam mit unserem Mitglied RIO GmbH.

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